Balchik liegt in der Landschaft Dobrudscha (rumänisch Dobrogea, bulgarisch Dobrudža). Heute ist diese Region aufgeteilt in den größeren nördlichen Teil, der zu Rumänien gehört, und den kleineren südlichen Teil in Bulgarien.
Historisch war das gesamte Gebiet Dobrudscha ständig Zankapfel der großen Mächte und hat eine sehr bewegte Vergangenheit, was man vor allem an dem noch heute existierenden Völkermix der Region und der Kultur und Architektur sehen kann. Mehrfach wurde die Region Dobrudscha entvölkert und wieder besiedelt.
In der Antike gab es auf dem Gebiet der Dobrudscha thrakische und griechische Siedlungen. Es entstanden die befestigte Städte Tomis, Callatis und Histria - oder auch kleinere, unbefestigte Siedlungen wie Dionisopolis (so hieß Balchik). Die Römer eroberten das Gebiet und über 200 Jahre lang war der Landstrich römisch. Mit der Teilung Roms wurde die Region byzantinisch. Durch Überfälle von Steppenvölkern aus dem Norden und Osten wurden die meisten der reichen, blühenden Siedlungen der Dobrudscha fast vollständig vernichtet - die Region weitgehend entvölkert.
Im 13. Jahrhundert gab es ein autonomes Staatswesen eines "Fürst Dobrotitsch". Hierher kommt der Name der Landschaft. Die Dobrudscha war dann ab 1396 osmanisch besetzt und bildete später den türkischen Verwaltungsbezirk Tultscha. Das Osmanische Reich siedelte Türken und Tataren in dem entvölkerten Gebiet an.
Ab etwa 1841 kamen aus dem benachbarten russischen Zarenreich, aus Bessarabien und Chersson, deutschstämmige Bauernfamilien und siedelten in der Region Dobrudscha. Bis heute redet man von dieser "deutschstämmigen" Volksgruppe als Dobrudscha Deutsche.
Während des Krimkrieges (1853-56) wurden auf dem Gebiet Schlachten zwischen türkischen und russischen Truppen ausgetragen und Russland annektierte die Region. Interessant für Russland war der Schwarzmeerhafen von Constanta. Mit dem Berliner Vertrag von 1878 erhielt Rumänien als Ausgleich für Bessarabien den nördlichen Teil von Dobrudscha von Russland. Bis 1885 verließen daraufhin viele Türken das Land und Rumänien begann das erneut entvölkerte Gebiet neu zu besiedeln. Der Südteil, der im Berliner Vertrag an Bulgarien zugesprochen war, wurde 1913 im Balkankrieg ebenfalls durch Rumänien annektiert. Erst 1940 im Vertrag von Craiova erhielt Bulgarien diesen Landstrich zurück.
In beiden Teilen von Dobrudscha lebt bis heute ein buntes Völkergemisch aus Rumänen, Bulgaren, Türken, Tataren, russischstämmigen Lippowanen, Zigeunern, Griechen und Nachfahren der Dobrudscha Deutschen zusammen.
Foto: wikipedia.org, free licence
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Baltschik
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